Die Post in Fürfeld

Thurn und Taxis

Thurn und Taxis ist ein in den Hochadel aufgestiegenes Adelsgeschlecht, das seit 1748 in Regensburg ansässig ist und im 16. bis 18. Jahrhundert seinen Aufstieg und Reichtum als Postunternehmen erlangte. Aus diesen Erträgnissen erwarben sie Ländereien, im 19. Jahrhundert auch Industrieunternehmen und Brauereien. Von 1741 bis 1745 und von 1748 bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 stellte die 1695 gefürstete Familie den Prinzipalkommissar (Vertreter des Kaisers) beim Immerwährenden Reichstag zu Regensburg.

Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 wurden die Thurn und Taxis mediatisiert und galten seit 1815 als Standesherren.

Sie betrieben ein privates Postunternehmen unter dem Namen Thurn-und-Taxis-Post mit der Zentrale in Frankfurt am Main weiter. Nach dem Sieg im Deutschen Krieg besetzte Preußen die Freie Stadt Frankfurt und zwang die Thurn-und-Taxis-Post am 28. Januar 1867 zu einem Abtretungsvertrag, in dem sie die Posteinrichtungen dem preußischen Staat gegen eine Abfindung überließen. Die Übergabe erfolgte am 1. Juli 1867.


1798
besorgt der Kantonsbote von Wöllstein die Dienstpost. Er befördert auch private Briefe gegen ein Trinkgeld. Bei seinen Rundgängen meldet er sich beim Bürgermeister, der die Filialorte Tiefenthal und Hackenheim mit zu versorgen hat.

Die private Post wird beim Bürgermeister ausgetauscht. Das Gehalt des Boten bezahlen die begangenen Gemeinden „nach der Anzahl ihrer Seelen“.

01.01.1825
Der Briefverkehr wurde früher wie folgt vermittelt

Die Briefe wurden von den Bewohnern des Kantons Wöllstein an die beiden hiesigen Kantonsdelegierten abgeliefert und wöchentlich 2 Mal (dienstags und freitags) durch einen Kantonsboten zur weiteren Beförderung an das Postamt Bingen abgeliefert. Dort wurde auch die Höhe des Portos berechnet, das damals je nach Entfernung (nach den Progressionssätzen) erhoben wurde. Der Bote zog nachträglich das Porto bei den Absendern ein.

Die beim Postamt Bingen für den Kanton Wöllstein eingegangenen Briefe wurden dem Boten mitgegeben, deren Beststellung wöchentlich 2 Mal (mittwochs und samstags) durch 2 Kantonsboten erfolgte.

Dez. 1834
Antrag der General Post-Direction Frankfurt auf Einrichtung einer Postexpedition (etwa Postagentur) im Canton Wöllstein, Provinz Rheinhessen, „… zu deren Aufnahme sich Fürfeld am besten eignet, welches an der Poststraße liegt …“.

Bewerber sind:
1. Bürgermeister Brunk und
2. Beigeordneter Merz.

Feb. 1835
Unterm 20. Februar ist der, von dem Herren Fürsten Erblandpostmeister zu der Postexpeditions-Stelle zu Fürfeld präsentierte, Beigeordnete Franz März allda in der genannten Stelle landesherrlich bestätigt worden. (Reg.Bl. vom 19. Marz 1835, Nr. 13, S. 92) Gehalt 80 Gulden/jahrlich.

01.01.1852
Einführung der Briefmarken im T&T-Postgebiet, Guldenwahrung für den südlichen Bezirk, zu dem Rheinhessen gehört.

01.09.1880
Fürfeld, 1. Sept. Am 5. September wird bei hiesiger Postagentur eine Telegraphenbetriebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet. (Alzeyer Zeitung); Leitung 798 – zwischen Wöllstein und Kreuznach mittels Schleifleitung (Amtsblatt Reichspost).

17.03.1883
17.03. Alzey, 15. März. Gestern Abend stürzte ein Pferd an dem Postwagen, der von hier nach Fürfeld geht, auf dem Weg nach Erbesbüdesheim plötzlich zusammen, um nicht wieder aufzustehen. Ein Reisender, der Insasse der Postkutsche, musste den Weg nach Alzey zu Fuß zurücklegen, um von da aus einen neuen Renner zu besorgen. Erst gegen 12 Uhr des Nachts kam deshalb die Post an ihrem Bestimmungsort Fürfeld an.

28.09.1887
Fürfeld, 27. Sept. Postillon Benner aus Alzey wurde gestern Abend bei Überführung des Postwagens von Alzey nach Fürfeld im Ibener Wald bis gegen die Tahler Mühle von drei Individuen verfolgt. Nur seinem raschen Fahren und dem Erwachen des einzigen Passagiers ist es zu danken, das ein Angriff auf den Postwagen nicht erfolgt ist.

21.05.1891
Alzey, 19. Mai. Das auf weiße Weihnachten und weiße Ostern auch noch weiße Pfingsten folgen würde, hatten selbst die pessimistischen Wetterpropheten nicht geahnt. Und doch war es so. Am Pfingstsonntag hat es von früh bis Mittag ununterbrochen geschneit … Der um 7 Uhr früh eingetroffene Postwagen von Fürfeld war vollständig zugeschneit…

03.04.1892
Alzey, 01. April. Vom 1. April an wird für den inneren Telegraphendienst die mitteleuropäische Zeit in Anwendung gebracht. Die mitteleuropäische Zeit ist die Zeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich und ist der Berlinzeit um 6 Minuten und der hiesigen um 27 Minuten voraus.

03.09.1895
Fürfeld, 2. Sept. Postillion Schmitt, schon mehrere Jahre auf den Routen Kreuznach-Fürfeld oder Kreuznach-Sprendlingen im Dienst, wurde zum fahrenden Landbriefträger in Sponsheim befördert.
Das Avancemant (die Beförderung) ist dem zuverlässigen und entgegenkommenden Postbeamten recht sehr zu gönnen.

01.03.1898
Fürfeld, 26. Februar. Straße Neu-Bamberg – Hof Iben geplant.

14.08.1902
Fürfeld, 10. August. Übernommen hat die hiesige Postamtsstelle, welche durch den Tod des Postagenten Adam Merz frei geworden war, der Landwirt Friedrich Bretz. Ein wahrer Bewerbungsstreit hatte sich unter den zahlreichen (ca. 20) Bewerbern um diese Stelle entfaltet. (Alzeyer Zeitung)
Nach Aussage von Hans Friedrich (2013) war die Poststelle von Merz im Anwesen Neu-Bamberger Straße 1 untergebracht.
Der Enkel von Friedrich Bretz berichtet, dass seine Mutter, Maria Bretz (*1880) die Post im Namen des Vaters (†1913) in der Rathausstraße 2 geführt hat. Der öffentliche Fernsprecher im Posthaus war so öffentlich, dass Gespräche zwangsläufig mitgehört wurden.
Da viele Juden im Ort lebten, lernten die Kinder nebenbei hebräisch zählen. Bei Anrufen am Öffentlichen Fernsprecher mussten verlangte Personen geholt werden.

24.02.1908
Fürfeld 22. Febr. Die Launen einer Nebenbahn sind oft unberechenbar.
Gestern Abend 8 Uhr standen etwa ein Dutzend Personen auf dem Perron (früher gebr. Wort für Bahnsteig) des hiesigen Bahnhofs und harrten des Einsteigesignals. Auf einmal fing der vor ihnen stehende Zug an, sich zu bewegen und fuhr in Richtung nach Wöllstein ab. Als nach längerem Warten alles ruhig blieb, erkundigten sich die Passagiere bei dem Stationsvorsteher und erfuhren von diesem, daß der Zug schon längst in Wöllstein sein müsse. Nach einem erregten Gedankenaustausch zwischen dem Eisenbahner und den Reisenden, unter denen sich auch der Amtsrichter Bonhard aus Wöllstein befand, wurde eine Anzahl Droschken requiriert, die dann die Zurückgelassenen ihren Bestimmungsorten zuführten.
Wem fällt da nicht der Eisenbahnwitz aus Schwaben ein?
„Will noch jemand mit noh Bibrach? Des Zügele isch eba abganga!“

16.12.1918
Sprendlingen. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der Landstraße von Fürfeld nach Wonsheim liegt bei dem Postamt in Sprendlingen (Rheinhessen) von heute ab 4 Wochen aus.

05.02.1919
Postverkehr zwischen dem besetzten Gebiete und dem nicht besetzten Deutschland mittels Postkarte gestattet.

1933
Nach der Machtergreifung drohen die Nazis, die schwarz-rotgoldene Postfahne vom Posthaus abzunehmen. Diese wird dann nach Rücksprache mit Herrn Hartmann vom Postamt Sprendlingen mit der nächsten Post dorthin geschickt.

1934
Neue Farben der Reichspost – für gelb jetzt hellrot, weiß abgesetzt, mit Hoheitszeichen der NSDAP; Oberpostdirektion Darmstadt aufgelöst.