Die Geschichte Fürfelds wurde von vielen verschiedene Persönlichkeiten geschrieben.
Neben dem geistlichen Ritterorden der Tempelritter, den Erbauern des Ibener Wasserschlosses, haben auch Menschen wie der „Schinderhannes“ ihre Spuren in Fürfeld hinterlassen.
Folgende Persönlichkeiten möchten wir gerne erwähnen:
Ludwig Baum (1800–nach 1871), großherzoglich-hessischer Bürgermeister zu Fürfeld (1845–1871), Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen zu Darmstadt (1856–1862)
Franz Josef Brunck (1787–1848), großherzoglich-hessischer Bürgermeister zu Fürfeld (1814–1836), Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen zu Darmstadt (1826–1848), Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (1848)
Heinrich Steitz (1907–1998), evangelischer Theologe
Johannes Bückler genannt Schinderhannes (* vermutlich Herbst 1779 in Miehlen oder Weidenbach im Taunus; † 21. November 1803 in Mainz), war ein deutscher Räuber, dem mindestens 211 Straftaten nachgewiesen werden konnten.
Juli 1798
Nach seiner Flucht aus dem Gefängnis in Saarbrücken im Juli 1798 versteckt sich Hannes Bückler zunächst bei guten Bekannten im Idarwald und im Soonwald. Bald darauf traf er sich in Fürfeld wieder mit dem Schwarzen Peter (Peter Petri) und beging mit ihm zusammen einige weitere Pferdediebstähle.
Abgegesehen von diesem kurzen Aufenthalt im Juli 1798 kam der Schinderhannes aber in diesen Jahren noch häufiger nach Fürfeld, das nur etwa 2 km westlich von Hof Iben liegt, in dem der Schinderhannes und seine Eltern eine Zeitlang gewohnt hatten.
September 1801
Nach dem Raubüberfall und Mord in Sötern am 5.September 1801 fand der Schinderhannes mindestens für eine Woche Unterschlupf in Fürfeld. In dieser Woche nach dem Überfall lieh er einem Wirt (vermutlich dem, des Gasthauses, in dem er wohnte) zwölf Livres, also etwa 6 Gulden. Natürlich wurde der Schinderhannes bei dieser Gelegenheit von den Einheimischen wieder in den Gasthäusern beim Tanzen beobachtet (und die sollten sich später gut daran erinnern, auch wenn sie 1801 noch nichts unternehmen wollten oder sich nicht getrauten, etwas zu unternehmen).
Gemeinsam mit Georg Friedrich Schulz (dem Schlechten Freier), Hannikel Müller und Peter Hassinger besuchte Johannes Bückler damals in Fürfeld auch wieder den jüdischen Händler und Hehler Joseph Manasse, wo sie sich Kaffee servieren ließen (auch wenn dies in den Verhörprotokollen nicht ausdrücklich vermerkt wird: Das Kaffeetrinken, das damals noch etwas ungewöhnliches und sehr teures war, fand vermutlich statt, während sie dem Händler einen Teil ihrer Beute von Sötern verkauften). Das Interessante dabei ist, dass der Untersuchungsrichter vermutete, es wäre damals noch ein weiterer, auswärtiger Hehler mit zum Kaffeetrinken bei Manasse gewesen, was Johannes Bückler wohl zugab, aber dazu weiter meinte, er könne sich nicht mehr so genau erinnern, welcher das gewesen sei. Offensichtlich hatte im September 1801 die Justiz schon ihre eigenen Zuträger in Fürfeld gehabt.
Durch das rege Feiern und Geld verleihen hatte der Schinderhannes das geraubte Geld wohl rasch wieder ausgegeben. In dieser Woche der rauschenden Feste müssen auch die Kontakte zu den beiden Förstern Brixius und Baumann stattgefunden haben, denn der Schinderhannes und seine Freunde planten nun bereits den nächsten Raubüberfall – und dieser fand, nach den Aussagen des Schinderhannes, auf Vorschlag und den genauen Auskünften von Brixius in Staudernheim statt. Der dadurch offenkundig werdende vertrauliche Umgang mit Nationalförster Brixius ist zugleich ein guter Indikator dafür, dass der Schinderhannes mit ihm in Fürfeld vermutlich schon öfters bei einem Glas Branntwein geplaudert hatte.
Einen Teil seiner Beute vom Raubüberfall in Staudernheim verkaufte der Schinderhannes an den jüdischen Krämer Michel (oder Michael) Isaak aus Fürfeld. Auf Grund dieser Aussage wurde jener in Mainz 1803 wegen Hehlerei zu 24 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Heinrich Steitz wurde am 24. Januar 1907 in Fürfeld in einer Handwerkerfamilie geboren. Von 1927 bis 1931 studierte er in Gießen und Jena evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte.
Heinrich Steitz *
Er trat 1927 dem Gießener Wingolf bei, dem er bis zu seinem Tode tief verbunden blieb. Durch den Gießener Wingolf bekam Steitz intensiven Kontakt zu den damalig führenden Kirchenhistorikern und Theologen in Hessen wie Ferdinand Kattenbusch, Gustav Krüger, Wilhelm Diehl und Hans Waitz.
An der hessischen Landesuniversität in Gießen legte Steitz 1931 sein erstes, und nach Besuch des Predigerseminars in Friedberg/Hessen sein zweites Theologisches Examen ab. Die Zulassung für das Lehramt an höheren Schulen erhielt er 1933 in Gießen. Mit einer kirchenhistorischen Arbeit zu den hessischen Kirchen- und Schulordnungen im 16. bis 18. Jahrhundert promovierte Steitz 1935 in Gießen zum Licentiaten (Dr.) der Theologie und mit einer germanistischen Arbeit über Gemarkungsnamen zum Dr. phil.. Steitz wurde 1932 zum Pfarrer ordiniert und wirkte in Gemeinden in Offenbach am Main, Worms und Petterweil (1935/37). Steitz wurde 1939 zur Wehrmacht eingezogen trat nach Ende der Kriegsgefangenschaft Ende 1945 wieder in den kirchlichen Dienst ein, war Pfarrer in Mainz-Bischofsheim und Dekan in Groß-Gerau; ab 1956 war er Pfarrer in Mainz-Gonsenheim.
Am Aufbau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) nach dem Krieg war Steitz besonders engagiert: Er war hierbei als Synodaler und Mitglied des Verfassungs- und Rechtsausschusses tätig und brachte wieder viele volkskirchlich-hessische Traditionen in die EKHN ein.
1957 habilitierte er sich für das Fach Kirchengeschichte in Mainz und wurde 1965 zum außerplanmäßigen Professor, schließlich 1971 zum ordentlichen Professor ernannt.
Die Krönung seines wissenschaftlichen Schaffens stellt die umfangreiche Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Marburg 1977) dar, die weiterhin als kirchengeschichtliches Standardwerk gilt. Damit gilt Steitz als bedeutendster Vertreter der Hessischen Kirchengeschichtsforschung. Schon nach dem Krieg rief er 1949 die 1901 gegründete Vereinigung für Hessische Kirchengeschichte wieder ins Leben.
Unermüdlich war er in der evangelischen Erwachsenenbildung und im Wingolf aktiv. 1972 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und 1983 den Landesorden von Rheinland-Pfalz. Heinrich Steitz verstarb nach langer Krankheit am 27. September 1998 in Mainz.
* Bild aus dem Konfirmationsarchiv der Ev. Kirchengemeinde Bischofsheim
Der 1787 in Winterborn geborene Brunk war seit 1812 mit seiner Frau Eleonore und, im Lauf der Zeit, 8 Kindern, in Fürfeld ansässig. Bei der Versteigerung der Nationalgüter hatte er in der Gemarkung Fürfeld Grundbesitz von über 70 Hektar erwerben können. Da er als Kataster Geometer tätig war, dürfte er über Beziehungen verfügt haben, die ihm bei dieser Transaktion zustatten gekommen waren. „ Das Bruncksche Haus in der Rathausgasse war fürstlich eingerichtet; in den Stallungen standen prachtvolle Pferde. Am Dorfausgang, nach Frei-Laubersheim zu, hatte Brunk einen vorbildlichen Hausgarten und diesem gegenüber einen herrschaftlichen Park angelegt.“ Eine solche Stellung im Dorf musste ihn für das Amt des Bürgermeisters prädestinieren, das er von 1814 bis 1836 bekleidete. Weil er die politische Absicht, die hinter der Etablierung der Kreisräte steckte, durchschaute und zur Kooperation mit dem Kontrollorgan nicht mehr bereit war, nahm er seine Wiederwahl zum Bürgermeister nicht mehr an. Nachfolger wurde Jacob Lahr.
Der Schwerpunkt der politischen Aktivitäten Brunks hatte sich schon 1826 nach Darmstadt verlagert, wo er Mitglied der 2. Kammer des Landtags war und im wichtigsten, also dem Finanzausschuss mitwirkte. Der wichtigste deshalb, weil das Recht, Steuern zu bewilligen oder zu verweigern, das wirksamste Machtmittel der nach Zensuswahlrecht und indirekt gewählten „ Volksvertretung “ war.
Brunk gehörte innerhalb des liberalen Spektrums dem linken Flügel an. Das Zensuswahlrecht war ihm suspekt. Energisch befürwortete er auch die allgemeine, politische und zivilrechtliche Emanzipation der Juden.
Da die Kammer nur vom Monarchen einberufen werden konnte und deshalb zwar regelmäßig, aber nicht sehr oft tagte, blieb ihm genügend Zeit, sich seinen Unternehmerischen Aufgaben in Fürfeld zu widmen. Dort hat sich 1832 sein Tätigkeitsfeld als Landwirt und Ziegeleibesitzer erheblich ausgeweitet, als es ihm gelang, den größten Teil von Hof Iben mit Zubehör, insgesamt über 300 Morgen, zu ersteigern. Sein aufs Praktische gerichteter Sinn ließ ihn das romanische Langhaus der Ibener Templerkirche als Steinbruch nutzen. Also wurden gerade Steine gebraucht. Man darf deshalb vermuten, dass beim Bau der sog. „ alten “ Schule (fertiggestellt 1840) das sakrale Steinmaterial aus Iben Verwendung gefunden hat.
1848 gab Frankreich erneut den Startschuss zu einer europäischen Revolutionsserie. Interessenten und daher Träger der Revolution waren das wohlhabende Bürgertum, oder nicht minder wohlhabende Großbauern und Gutsbesitzer, z.B. Franz Josef Brunk aus Fürfeld und der mit ihm befreundete Heinrich von Gagern. Brunk und von Gagern wurden schließlich in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Die Frankfurter Nationalversammlung, die vom 18. Mai 1848 bis zum 31. Mai 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte, war das erste frei gewählte Parlament für ganz Deutschland.
Franz Josef Brunk starb in der Nacht vom 20. auf den 21.Oktober 1848 in Goethes Geburtshaus in großen Hirschgraben, wahrscheinlich an einer Lungenembolie. Im Beisein der Mitglieder der Nationalversammlung ist er auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beerdigt worden.
Vom 18. Mai 1848 bis zu seinem Tode am 21. Oktober 1848 war Brunk als Abgeordneter des 12. Wahlkreises Hessen-Darmstadt in Bingen Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Das Brunksche Haus in der Rathausstrasse